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Consultants prophezeien Konsolidierung in der Offshore-Windindustrie

München - Reduzierte Windkraft-Ausbaupläne werden die europäischen Hersteller von Offshore-Windenergieanlagen zu Konsolidierungsmaßnahmen zwingen. Gleichzeitig sorgen robustere Prozesse und technologischer Fortschritt für verringerte Errichtungsrisiken und sinkende Stromerzeugungskosten. Das sagen zumindest die Berater von Alixpartners, die nun sechs Thesen zur Zukunft der Offshore-Windindustrie vorgelegt haben.

Die Consultants skizzieren ein eher trübes Bild für die Offshore-Windbranche in Europa. Die Zeiten ungebremsten Wachstums seien vorbei. Dänemark habe seine Ausbauziele erreicht, Großbritannien und Deutschland ihr Ausbautempo reduziert. Auch Exporte in andere Kontinente werde es in absehbarer Zeit wohl nicht geben, vor allem aufgrund der Transportkosten für Maschinenhäuser und Rotoren.

Branchenkonsolidierung bereits im Gange: Siemens, Gamesa, Adwen & Co.

Vor diesem Hintergrund haben die Berater Michael Baur (im Jahr 2012 Interim-CEO bei Bard) und Carsten König von Alixpartners aus München insgesamt sechs Thesen für die Offshore-Windindustrie aufgestellt. Die erste These lautet, dass eine Hersteller-Konsolidierung sinnvoll und notwendig sei. Für die europäischen Hersteller von Offshore-Windkraftanlagen bedeute die von AlixPartner beschriebene Situation, dass sie ihre Fertigungskapazitäten anpassen müssen. Drei davon, nämlich Senvion, Adwen und Siemens (ab 2017), betreiben auch Produktionsstätten in Deutschland. Mit dem Neubau einer Fabrik von Siemens in Cuxhaven sowie dem Produktionsanlauf von Alstom/GE in St. Nazaire (Frankreich) werden sich die Überkapazitäten aus Sicht von Alixpartners nochmals erhöhen.

Wahrscheinlich sei auch eine Konsolidierung der europäischen Anbieterlandschaft bei Offshore-Windkraftanlagen. In Teilen habe sie bereits begonnen. Die in Dänemark heimische Siemens Wind Power, Weltmarktführer im Offshore-Geschäft, strebe zur Stärkung seiner Onshore-Aktivitäten eine Fusion mit der in Spanien heimischen Gamesa an. Und General Electric habe jüngst signalisiert, sich eine Übernahme des spanisch-französischen Offshore-Windturbinenherstellers Adwen vorstellen zu können, um sein Offshore-Geschäft auf eine kritische Größe zu bringen.

Stabile Bilanzen, Wettbewerbsfähigkeit und Stromnetzausbau

Zu den weiteren Thesen der Berater gehört unter anderem, dass die Offshore-Branche stabile Bilanzen brauche. Die Hersteller von Offshore-Windkraftanlagen müssten derzeit unter anderem mit hohen Entwicklungskosten in Vorleistung gehen. Das liege vor allem an der steigenden Anlagengröße. Der harte Entwicklungswettbewerb verschlinge einerseits viel Geld und begrenze andererseits die Vermarktungsmöglichkeiten der bereits entwickelten Turbinengenerationen. Aus Sicht der der Experten werden weniger finanzstarke Player vor große finanzielle Herausforderungen gestellt und könnten sich daher möglicherweise vom deutschen Offshore-Markt zurückziehen.

Ziel: Erzeugungskosten von 8 bis 10 Cent für Offshore-Windkraft realistisch

In der Anfangsphase sei der notwendige Aufwand für Errichtung und Inbetriebnahme von Offshore-Windparks teilweise erheblich unterschätzt worden. Es kam zu Verzögerungen und Fehlbauten sowie zu oft erheblichen Kostenüberschreitungen. Diese Kinderkrankheiten sind inzwischen kuriert, so die Berater. Das Projektmanagement, ein Schlüsselfaktor bei der Realisierung von Offshore-Bauvorhaben, habe sich professionalisiert und profitiere stark von der in den letzten Jahren gesammelten Erfahrung. Gegenüber den anderen regenerativen Energien werde die Offshore-Windkraft ihre Rentabilität künftig deutlich steigern können. Derzeit liege Offshore-Strom bei 12 bis 14 Cent pro kWh, während Onshore mit 5 bis 9 Cent pro kWh deutlich günstiger ist.

Bei der Herstellung der Turbinen und Anlagen entstehen mit zunehmender Produktionsmenge kostensenkende Skaleneffekte, die allerdings aus Sicht von Alixpartners durch die europaweite Reduzierung der Offshore-Ausbaugeschwindigkeit geringer ausfallen wird als erwartet. Allerdings erweist sich die Leistungssteigerung der Turbinen als sehr wirksamer Hebel zur Kostendegression: Je größer die Anlage, desto höher ihre Kosteneffizienz. Erhebliche Kostensenkungspotenziale gebe es auch in der Betriebsphase der Offshore-Windparks. Bereits mittelfristig seien daher Erzeugungskosten von 8 bis 10 Cent pro kWh für Offshore-Windkraft eine realistische Zielgröße.

Regulatorisches Mitdenken, Niedrigzinsen nutzen und Stromnetzausbau forcieren

Der Preis der Offshore-Windenergie wird nicht zuletzt auch durch Politik, Verwaltung und Zertifizierer bestimmt. Sie regeln die Geschwindigkeit des Offshore-Ausbaus und begrenzen damit die erreichbaren Skaleneffekte in der Anlagenherstellung. Die These in diesem Zusammenhang lautet: Regulatorisches Mitdenken unterstützt Wirtschaftlichkeit und Fortschritt.

Zudem seien trotz der Anlaufprobleme der ersten Offshore-Windparks nach wie vor interessierte Fremdkapitalgeber und Investoren vorhanden. Die hohe Liquidität im Markt und die große Zahl interessierter Fremdkapitalgeber und Investoren dürften dazu beitragen, dass die Finanzierungsseite auch weiterhin keinen Engpass beim Ausbau der Offshore-Windenergie darstellt, glauben die Consultants. Die Niedrigzinsphase sei ein Glücksfall für Infrastruktur-Großinvestitionen wie Offshore-Windparks.

Die letzte These betrifft den notwendigen Netzausbau für die Offshore-Windenergie und heißt: Der Stromnetzausbau bestimmt den volkswirtschaftlichen Erfolg von Offshore. Das neue EEG und WindSeeGesetz begrenzen die Offshore-Windkraft-Kapazität auf 10.500 Megawatt bis zum Jahr 2025. Das mache den erforderlichen Ausbau des Stromnetzes planbar. Wenn die an der Küste erzeugte Energie jedoch nicht zu den Verbrauchern im Süden und Südwesten gelangt, werde die Energiewende effektiv ausgebremst. Auch die Bundesnetzagentur rechne inzwischen mit Verzögerungen des Netzausbaus. Die Entwicklung eines Notfallplans durch die Bundesregierung zur Sicherstellung des Netzausbaus erscheine geboten.

© IWR, 2016

17.06.2016

 



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