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Grüner Wasserstoff aus Westaustralien: Studie zeigt Potenzial für Europas Energieversorgung

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Freiburg – Grüner Wasserstoff gilt als Schlüssel für eine klimaneutrale Industrie – doch Europa ist auf Importe angewiesen. Eine aktuelle Untersuchung zeigt nun: Westaustralien könnte sich dank idealer Bedingungen und der geplanten Infrastruktur zu einem bedeutenden Exportstandort entwickeln. Besonders Deutschland könnte langfristig von einer Lieferkette über den Hafen Rotterdam profitieren.

Eine neue Studie unter Beteiligung des Fraunhofer ISE und des Rotterdamer Hafens zeigt: Westaustralien könnte sich zu einem zentralen globalen Knotenpunkt für die Produktion und den Export von grünem Wasserstoff entwickeln – mit direkten Lieferpfaden nach Europa und insbesondere nach Deutschland. Das Projekt „TrHyHub“ analysiert die Machbarkeit einer nachhaltigen Wasserstofflieferkette von der Region Oakajee über Rotterdam bis zu den industriellen Zentren Europas.

Australiens „Mid West“ als Energiezentrum der Zukunft

Mit idealen Bedingungen für die Nutzung von Sonnen- und Windenergie bietet Westaustraliens Oakajee-Region ein gewaltiges Potenzial für die Erzeugung erneuerbarer Energien. Eine vom Fraunhofer ISE durchgeführte Standortanalyse ergab, dass das Land in einem Umkreis von 350 Kilometern um die geplante Industriezone Oakajee ein erhebliches Potenzial für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in großem Maßstab bietet. Laut Fraunhofer ISE ist in dem Gebiet theoretisch eine maximale Stromproduktion von 10.000 Terawattstunden (TWh) aus Photovoltaik und 5.700 TWh aus Onshore-Windenergie möglich. Bei vollem Ausbau bedeutet dies eine theoretische Wasserstoffproduktion von 185 Millionen Tonnen pro Jahr (Mtpa) aus Solarenergie und 105 Mtpa aus Windenergie. Eine Wasserstoffproduktion in dieser Größenordnung würde einen erheblichen Teil des europäischen Wasserstoffbedarfs im Jahr 2050 decken. Die geplante Produktionskapazität für Ammoniak aus erneuerbaren Energien könnte mehr als 15 Mtpa erreichen, was der derzeitigen europäischen Ammoniakproduktion entspricht.

Kostenfaktor Transport verliert an Bedeutung

In ihrem Arbeitspaket untersuchten die Forschenden des Fraunhofer ISE die Lieferkette und die damit verbundenen spezifischen technologischen Lösungen für den Export von grünem Wasserstoff. Sie modellierten die Produktion von erneuerbarem Wasserstoff und dessen Derivaten sowie den Transport der Derivate, einschließlich Transportmitteln, -kosten und -zeit. Dabei zeigte die wirtschaftliche Analyse im Rahmen der TrHyHub-Studie, dass der Transport über die große Distanz nur rund 9 Prozent der Gesamtkosten einer grünen Ammoniaklieferkette ausmacht. „Die sehr guten Bedingungen für die Solar- und Windstromproduktion können einen Teil der höheren Transportkosten kompensieren“, so Studienautor Marius Holst vom Fraunhofer ISE. Um die Kosten der Ammoniakversorgungskette weiter zu senken, arbeitet Fraunhofer ISE zudem an innovativen Syntheseverfahren, um die Herstellungskosten für Ammoniak zu senken und so die Wettbewerbsfähigkeit des Exports zu erhöhen.

Deutschland als Schlüsselkunde – politischer Rückenwind inklusive

Mit dem Ziel, bis 2030 zehn Millionen Tonnen grünen Wasserstoffs zu importieren, bleiben die EU-Länder stark auf externe Quellen angewiesen. Bei einem nationalen Wasserstoffverbrauch von etwa 1,6 Mio. Tonnen jährlich in verschiedenen Industriesektoren –derzeit zu 90 Prozent durch fossile Brennstoffe gedeckt– hat Deutschland in seiner nationalen Wasserstoffstrategie angekündigt, diese Sektoren sowie die Stahlproduktion und Teile des Transportwesens auf erneuerbaren Wasserstoff umzustellen. Die Studie hebt hervor, dass besonders Regionen wie Nordrhein-Westfalen und Ludwigshafen von einer Versorgung über den Rotterdamer Hafen profitieren könnten.

Rückenwind kommt auch aus der Politik: Im September 2024 haben Australien und Deutschland ein Abkommen unterzeichnet, um ihre Zusammenarbeit bei neuen Lieferketten für grünen Wasserstoff durch ein Finanzierungsabkommen voranzutreiben, das den australischen Produzenten von erneuerbarem Wasserstoff europäische Käufer garantiert. Die gemeinsame Absichtserklärung zur Aushandlung des 400-Millionen-Euro-Abkommens, das zu gleichen Teilen von den Regierungen beider Länder finanziert wird, ist Teil des deutschen H2 Global Auktionsmechanismus.


© IWR, 2025


12.05.2025

 



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