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Erste Stromverbindung zwischen Deutschland und Belgien kommt voran

Münster – Der Ruf nach Abschaltung der alten, pannenbehafteten belgischen Atomkraftwerke wird immer lauter. Die NRW-Landesregierung spekuliert unterdessen auf die Ersatzlieferung von Kohlestrom ins Nachbarland. Doch noch gibt es gar keine direkte Stromverbindung zwischen Deutschland und Belgien.

In Belgien sorgen die alternden Atomkraftwerke immer wieder für Pannen, AKW-Abschaltungen und öffentlichen Diskussionen. Eine bessere Stromvernetzung könnte den Ausstieg aus der Kernenergie beschleunigen. Die erste direkte Stromverbindung zwischen Deutschland und Belgien ist allerdings erst in der Endphase der Planung.

Alegro - erste direkte Stromverbindung zwischen Deutschland und Belgien ab Ende 2020

Der deutsche Netzbetreiber Amprion und der belgische Netzbetreiber Elia planen mit dem Stromleitungs-Projekt Aachen Lüttich Electricity Grid Overlay (Alegro) die erste direkte Übertragungsnetz-Verbindung zwischen Belgien und Deutschland. Das Projekt wird mit der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung(HGÜ)-Technik und als Erdkabel realisiert. Etwa 41 Kilometer der rund 100 Kilometer langen Trassen liegen in Deutschland, der Rest in Belgien. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2020 vorgesehen.

Das Projekt komme gut voran, teilt eine Amprion-Sprecherin auf Anfrage von IWR Online mit. Derzeit wird das Planfeststellungsverfahren durchgeführt, es werden Stellungnahmen für den Erörterungstermin Ende Januar 2018 gesichtet und bearbeitet. Amprion geht davon aus, im Laufe des kommenden Jahres die Genehmigung für den Bau und Betrieb der Leitung zu erhalten und mit dem Bau beginnen zu können. Ähnlich sehe es auf belgischer Seite aus.

Alegro stärkt den Strombinnenmarkt der EU und die Integration der Erneuerbaren

Alegro wird eine maximale Übertragungskapazität zwischen beiden Ländern von bis zu 1.000 Megawatt (MW) Leistung aufweisen. Zweck des Projektes ist die Verbesserung des europäischen Strombinnenmarktes und die Stärkung des Wettbewerbs im EU-Energiemarkt, so Amprion. Die Leitung ermöglicht nach Fertigstellung einen verbesserten Stromaustausch in Europa sowie einen besseren Ausgleich der Erneuerbaren Energien in Deutschland, führt die Amprion-Sprecherin gegenüber IWR Online weiter aus. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist dabei der grundlegende Treiber hinter dem Netzausbau.

Kohlestrom aus NRW oder Offshore Windstrom aus Niedersachsen für Belgien

Zwar wird die neue Stromverbindung (Fertigstellung Ende 2020 geplant) zwischen Deutschland und Belgien mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland begründet, dennoch ist unklar, ob dieses Szenario am Ende auch eintritt. Die NRW-Landesregierung spekuliert offen auf die Lieferung von Kohlestrom als Ersatzstrom für den möglicherweise wegfallenden Atomstrom in Belgien.

Gleichzeitig wird von Norden her eine Stromleitung in Richtung NRW gebaut, die Offshore Windstrom bis nach Nordrhein-Westfalen transportieren soll. Mit dem Baubeginn der 380-kV-Leitung von Dörpen nach Meppen in Niedersachsen geht aktuell bereits ein weiterer Streckenabschnitt in die Umsetzung. Die gesamte Leitung, die sich über etwa 171 km in Bauabschnitten in Niedersachsen (insgesamt 87 km) und Nordrhein-Westfalen gliedert, soll im Jahr 2021 fertig gestellt sein. Dann könnte der Offshore Windstrom auch bis nach Belgien transportiert werden, vorausgesetzt der Streckenabschnitt in Nordrhein-Westfalen wird bis dahin realisiert.


© IWR, 2017


15.12.2017

 



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