Offshore-Windindustrie.de

Das Branchenportal rund um die Windenergie auf See

News 1280 256

Offshore-Zulieferer aus Emden ist pleite – kein Verfahren in Eigenregie

Emden / Hannover – Die leidgeprüfte ehemalige Werft und jetzige Offshore-Zuliefer-Gesellschaft Nordseewerke GmbH hat Insolvenz angemeldet und bekommt nun einen vorläufigen Insolvenzverwalter. Das Unternehmen hat vor allem Stahl-Fundamente für Offshore-Windkraftanlagen produziert.

Das Amtsgericht Aurich hat inzwischen Rechtsanwalt Axel Gerbers aus Bremen zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt, obwohl das Unternehmen zunächst eine Insolvenz in Eigenregie beantragt hatte. Das Land Niedersachen hängt mit hohen Bürgschaften in der Sache. Primär betroffen sind aber zunächst rund 180 Arbeitnehmer, die um ihre Jobs bangen.

Niedersachsens Wirtschaftsminister begrüßt "starken Insolvenzverwalter"

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) hat die Entscheidung des Amtsgerichts Aurich begrüßt, einen vorläufigen Insolvenzverwalter für den Zulieferer der Offshore-Windenergie-Industrie einzusetzen: „Wir haben von Anfang an die beantragte Insolvenz in Eigenverwaltung abgelehnt und dafür auch im Gläubigerausschuss geworben. Wir wollen als Landesregierung möglichst viele Arbeitsplätze erhalten und den guten Standort sichern, dafür bietet ein starker Insolvenzverwalter, wie er nun mit Herrn Rechtsanwalt Gerbers bestellt worden ist, die besten Chancen. Wir begrüßen es als positives Signal für die Zukunft, dass die Geschäftsführung der Nordseewerke ihren ursprünglichen Antrag zurück genommen hat.“
Nun gelte es, den vorläufigen Insolvenzverwalter in seinen Bestrebungen zu unterstützen, Investoren zu finden und so die Arbeitsplätze an diesem wichtigen Standort zu erhalten, so Lies weiter. Die fraglichen Bürgschaften, laut Medienberichten stehen mehr als 60 Millionen Euro auf dem Spiel, erwähnte der Politiker nicht.

Belegschaft überrascht und ebenfalls gegen Eigenregie

Die Gewerkschaft IG Metall in Emden kritisiert vor allem die Kommunikationspolitik des Unternehmens. Die Belegschaft musste offenbar überraschend erfahren, dass ein Insolvenzantrag in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Aurich gestellt wurde. Thomas Preuss, Betriebsratsvorsitzender der Emder Nordseewerke, erklärte: „Noch wenige Tage zuvor, bei einer Sitzung des Wirtschaftsausschusses wurden wir mit anderen Zahlen beruhigt und selbst das zusätzliche Urlaubsgeld sollte sicher sein.“ Man sei zutiefst enttäuscht von der Geschäftsleitung und habe ebenfalls daher eine Insolvenz in Eigenverwaltung abgelehnt. Der Druck auf die Geschäftsleitung sei laut IG Metall immer größer geworden, so dass die Geschäftsführung der Gesellschaft den Antrag auf Eigenverwaltung nach nur einer Woche zurückgezogen habe.

Ehrlicher Investor gesucht

Im März 2010 hatte die Schaaf Industrie AG (Siag) den größten Teil der Werft in Emden übernommen und unter dem Namen SIAG Nordseewerke Bauteile für Offshore-Windparks zu bauen. Die Muttergesellschaft Siag musste im März 2012 Insolvenz anmelden, im Oktober folgten die Nordseewerke. 2013 übernahm unter Beteiligung der Nord/LB die saarländische DSD Steel Group das Unternehmen, zahlreiche Mitarbeiter mussten gehen. Nun folgt die erneute Insolvenz.
Preuss beschreibt die Situation und Stimmung bei den Kollegen: "Wir haben in den letzten Jahren zu viele Nackenschläge einstecken müssen, haben viele Kolleginnen und Kollegen verloren und haben es verdient, das endlich wieder einmal Ruhe bei uns einkehrt und wir einfach „nur“ unsere Arbeit machen können. Nach langen Monaten in der Kurzarbeit ist bei vielen Kolleginnen und Kollegen selbst das Ersparte schon aufgebraucht und sie brauchen dringend wieder eine Aufgabe, bei der sie auch gutes Geld verdienen können." Auf Plakaten fordert die Gewerkschaft: "Belegschaft sucht ehrlichen Investor."

© IWR, 2015

12.06.2015

 



Jobs & Karriere - Energiejobs.de
Veranstaltungen - Energiekalender.de

Pressemappen - mit Original-Pressemitteilungen