Hydro-Net und HH-WIN: Wie bestehende Gasleitungen die Wasserstoffwirtschaft voranbringen
Für eine leistungsfähige Wasserstoffwirtschaft sind gut ausgebaute Infrastrukturen von zentraler Bedeutung. Beim Wasserstoffnetz ist dabei nicht zwangsläufig ein Leitungsneubau erforderlich. Auch vorhandene Erdgasleitungen können umgewidmet und für die Versorgung mit Wasserstoff genutzt werden. Das demonstrieren zwei Projekte im Sauerland und in Hamburg. Dabei sollen die Erkenntnisse aus dem Projekt im Sauerland, das neben der Infrastruktur auch die übrigen Bausteine der Wertschöpfungskette abdeckt, als Blaupause für weitere Regionen in Deutschland dienen.
Hydro-Net im Sauerland: Modellprojekt und Blaupause für Deutschland
Im Sauerland hat mit dem Startschuss für das Verbundprojekt Hydro-Net ein Praxistest mit bundesweiter Relevanz begonnen. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte Modellvorhaben soll exemplarisch zeigen, wie sich eine Wasserstoffwirtschaft in bestehende industrielle Strukturen integrieren lässt – von der Erzeugung über den Transport bis zur Nutzung direkt vor Ort. Und das unter besonderen Voraussetzungen, da Hydro-Net das einzige Projekt seiner Größenordnung in Deutschland ist, das ohne Unterstützung durch EU-Mittel realisiert wird.
Hydro-Net soll im regionalen Maßstab demonstrieren, was national gelingen soll. Im Zentrum steht eine elf Kilometer lange ehemalige Erdgasleitung zwischen Arnsberg und Balve, die nun für den Transport von grünem Wasserstoff ertüchtigt wird. Ergänzt wird sie durch moderne Elektrolyse- und Speicheranlagen sowie durch Anschlussleitungen zu regionalen Unternehmen, mit perspektivischer Anbindung an das künftige Wasserstoffkernnetz.
Konsortialführer ist der Verteilnetzbetreiber Westnetz GmbH, eine Tochter der Westenergie AG. Gemeinsam mit 21 festen Partnern aus Industrie, Wissenschaft und öffentlicher Hand soll bis 2029 ein anwendungsnaher Infrastrukturprototyp für die Wasserstoffwirtschaft entstehen, als skalierbares Modell für ganz Deutschland.
„Damit unser Land im internationalen Wettbewerb bestehen kann, braucht es jetzt klare politische Leitplanken, verlässliche Investitionsbedingungen und vor allem Tempo in der Umsetzung. Hier im Sauerland zeigen wir, wie eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft regional verankert und wirtschaftlich erfolgreich sein kann. Dieses Momentum gilt es jetzt bundesweit entschlossen voranzutreiben“, erklärte die Vorstandsvorsitzende der Westenergie AG Katherina Reiche.
HH-WIN nutzt Bestandsleitung und senkt Investitionen
Ein weiteres Projekt findet derzeit in Hamburg mit dem Aufbau des Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netzes (HH-WIN) statt. Das Vorhaben stellt einen zentralen Baustein für die Dekarbonisierung energieintensiver Industriebetriebe in Hamburg dar. Ziel ist der Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur zur Versorgung der Wirtschaft mit grünem Wasserstoff. Vorgesehen ist dabei auch der Anschluss des regionalen Wasserstoffnetzes an das europäische Wasserstoff-Fernleitungsnetz. Die Hamburger Energienetze können nun die Anbindung an das Fernleitungsnetz durch die Umnutzung einer zuvor erworbenen stillgelegten Anschlussleitung eines Gaskraftwerks deutlich optimieren, denn dadurch wird der ursprünglich geplante Neubau des Leitungsabschnittes überflüssig. Für die Hamburger Energienetze entfallen damit rund sieben Kilometer Leitungsbau. Lediglich kurze Anschlusstrecken an das Wasserstoff-Fernleitungsnetz auf niedersächsischem Gebiet und von der Stader Straße aus ins HH-WIN-Netzgebiet müssen nun ergänzt werden, damit die bestehende Stahlleitung zum Fernleitungs-Wasserstoffanschluss umgewidmet werden kann. Zudem senkt die Entscheidung zur Nutzung der Bestandsleitung die Investitionskosten um ca. 18 Mio. Euro und reduziert bauliche Eingriffe in verkehrs- und umweltsensible Gebiete.
Technische Prüfungen der ehemaligen Hochdruck-Anschlussleitung eines bis 2004 bestehenden HEW-Gaskraftwerks haben die vollständige Wasserstofftauglichkeit der Bestandsleitungen nachgewiesen, sodass nur minimale Anpassungen erforderlich sind. „Die Ergebnisse der Molchung - das ist die umfassende Prüfung der Leitung mit hochsensiblen Sonden - hat uns selbst überrascht. Der Stahl der Bestandsleitung ist vollständig wasserstoffgeeignet, sodass wir die Leitung mit geringem Instandsetzungsaufwand für den Anschluss von HH-WIN ans Fernleitungsnetz einsetzen können“, kommentiert Michael Dammann, Technischer Geschäftsführer der Hamburger Energienetze, den Zustand der Leitung. In den kommenden Monaten werden Techniker der Hamburger Energienetze die Hochdruckleitung an einzelnen Stellen noch einmal detailliert überprüfen und damit für das spätere Einbinden ins Netz HH-WIN vorbereiten.
Auf den avisierten Inbetriebnahme-Termin 2027 für die ersten 40 Kilometer von HH-WIN hat die Nutzung der Bestandsleitung keinen Einfluss. Alle übrigen geplanten Abschnitte werden weitergebaut.
© IWR, 2025
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