Westküste 100 erhält vom BMWi grünes Licht für grünen Wasserstoff
Ziel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) ist es, mit den Reallaboren der Energiewende die Anwendung von Innovationen aus der Forschung in der Praxis zu beschleunigen. Im Rahmen des Projektes Westküste 100 planen die 10 Projektpartner, grünen Wasserstoff zu produzieren, diesen im Gasnetz zu transportieren, in industriellen Prozessen zu nutzen und unterschiedliche Stoffkreisläufe innerhalb einer bestehenden Infrastruktur zu verzahnen. So soll vor dem Hintergrund des Klimaschutzziels unter realen Bedingungen die Dekarbonisierung von Industrie, Mobilität und Wärmemarkt getestet werden. Im Zuge der ersten Projektphase soll eine 30 Megawatt (MW) Elektrolyseur gebaut werden.
Start für Elektrolyseanlage in der ersten Projektphase
Das Konsortium des Projektes Westküste 100 hat gestern (03.08.2020) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie die Zusage und den Förderbescheid erhalten, im Rahmen des Programms „Reallabore der Energiewende“ das erste Wasserstoff-Projekt Deutschlands zu werden. Hinter dem Projekt steht ein Investitionsvolumen von insgesamt 89 Millionen Euro (Mio. Euro). Das bewilligte Fördervolumen zum Projektstart am 1. August 2020 beläuft sich auf 30 Mio. Euro. Damit rückt das Ziel des Reallabor-Projektes, schrittweise eine regionale Wasserstoffwirtschaft im industriellen Maßstab aufzubauen, einen entscheidenden Schritt näher.
Mit der Förderzusage kann das auf fünf Jahre angelegte Projekt nun in die erste Phase starten. Ein neu gegründetes Joint Venture, „H2 Westküste GmbH“, bestehend aus EDF Deutschland, Ørsted und der Raffinerie Heide, wird einen 30 MW-Elektrolyseur errichten. Dieser wird aus Offshore-Windstrom grünen Wasserstoff produzieren und soll dabei Erkenntnisse zu Betrieb, Wartung, Steuerung und Netzdienlichkeit der Anlage liefern. In einem nächsten Projektschritt ist eine Skalierung der Elektrolyse-Anlage in der Größenordnung von 700 MW angedacht, für die der Strom durch einen Offshore-Windpark erzeugt wird. Die Projektarbeit innerhalb von Westküste 100 soll hierfür die Grundlage und das benötigte Know-how schaffen.
Verzahnung der Stoffkreisläufe - Einspeisung ins Gasnetz, nachhaltige Zementproduktion
Das Projekt Westküste 100 zeichnet sich nach Einschätzung der Konsortialpartner durch die Verzahnung unterschiedlicher Sektoren innerhalb einer bestehenden regionalen Infrastruktur aus. Dazu zählt auch die Einbindung grünen Wasserstoffs in den bestehenden Prozess der Raffinerie Heide, der den Einsatz grauen Wasserstoffs ersetzen soll. Außerdem werden Teile des erzeugten Wasserstoffs über eine neu zu errichtende Wasserstoffpipeline zu den Stadtwerken Heide zur Übernahme in das Erdgasnetz transportiert. In einem weiteren Schritt soll zukünftig eine Wasserstofftankstelle beliefert werden. Alle Meilensteine, die im Westküste 100 Projekt erarbeitet werden, sind Grundlage für die nächsten Skalierungsschritte, so die Projektpartner. Die Vision aller Partner ist der Bau einer 700-MW-Elektrolyse-Anlage. Hier sollen perspektivisch die bei der Elektrolyse entstehende Abwärme und der Sauerstoff verwendet werden. Außerdem ist die Produktion klimafreundlicher Treibstoffe für Flugzeuge und die umfangreiche Einspeisung in Gasnetze vorgesehen. Für die perspektivische Treibstoffherstellung sollen Wasserstoff aus der Elektrolyse und unvermeidbares CO2 aus der regionalen Zementproduktion in Schleswig-Holstein für den Herstellungsprozess eingesetzt werden. Im Rahmen der ersten Projektphase von Westküste 100 wird die Umstellung des Zementwerkes Lägerdorf auf ein umweltfreundlicheres Verbrennungsverfahren (Oxyfuel) vorbereitet.
Insgesamt haben sich in dem Projekt Westküste 100 zehn Partner zu einem Konsortium zusammengeschlossen: EDF Deutschland, Holcim Deutschland, OGE, Ørsted Deutschland, Raffinerie Heide, Stadtwerke Heide, Thüga und thyssenkrupp Industrial Solutions, gemeinsam mit der Entwicklungsagentur Region Heide und der Fachhochschule Westküste. Ziel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) ist es, mit den Reallaboren der Energiewende die Anwendung von Innovationen aus der Forschung in der Praxis zu beschleunigen.
© IWR, 2020
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