Hohes Tempo trotz Gasdrosselung: Gasspeicher zu fast 80 Prozent in Deutschland gefüllt
© Fotolia/AdobeMünster - Die Sicherung der Gasversorgung für den kommenden Winter 2022/23 steht ganz oben auf der Agenda der Bundesregierung. Die Alternativen zu russischem Pipelinegas sind derzeit Flüssiggas per Schiff aus anderen Ländern, Pipelinegas u.a. aus Norwegen und "grüner" Wasserstoff. Neben der kurzfristigen Umstellung auf Flüssiggas-Quellen aus anderen Ländern und Regionen hat die Auffüllung der Gasspeicher oberste Priorität.
Die Gasspeicher in Deutschland füllen sich weiter mit hohem Tempo. Das ist auch notwendig, wenn die Ziele erreicht werden sollen. Mit Datenstand vom 20.08.2022 (Aktualisierung: 22.08.2022) beträgt der Füllstand der Gasspeicher in Deutschland 79,54 Prozent und steht damit kurz vor der Marke von 80 Prozent. Das geht aus den Daten des Verbandes Gas Infrastructure Europe (GIE) hervor.
In Deutschland sind die Betreiber von Gasspeichern verpflichtet, ihre Speicher schrittweise zu füllen: zum 1. September auf 75 Prozent, zum 1. Oktober auf 85 Prozent (vorher: 80 %) und zum 1. November auf 95 Prozent (vorher: 90 %).
Das September-Ziel 2022 wurde bereits vorzeitig erreicht, auch das Speicherziel von 85 Prozent bis zum 01. Oktober 2022 ist unter den jetzigen Rahmenbedingungen und unter normalen Witterungsbedingungen eigentlich auch erreichbar.
Russland versucht unterdessen aber mit immer neuen Störmanövern die Gaspreise in Europa weiter hochzutreiben, offenbar um die Unterstützung der deutschen Bevölkerung für die Ukraine sukzessive zu brechen. Die Gaspipeline Nord Stream 1 ist eine von mehreren Pipelines, die Russland prinzipiell für die Gasversorgung in Deutschland einsetzen könnte, die Alternativen aber gar nicht erst nutzt.
Stattdessen wird die Lieferung von russischem Erdgas über Nord Stream 1 systematisch als politischer Preishebel verwendet. Aktuell ist nur eine von insgesamt fünf Turbinen in der russischen Kompressorstation Portowaja in Betrieb. Jede Turbine steht für 33 Mio. m³ Gaslieferung pro Tag (bzw. je 20 Prozent), d.h. im Vollbetrieb sind das insgesamt 165 Mio. m³ täglich. Zusätzlich ist ohnehin eine Reserveturbine vorhanden.
Dass ausgerechnet eine zusätzliche, in Kanada zur Überholung stehende, Gasturbine von Siemens Energy für den Betrieb der Gaspipeline Nord Stream 1 benötigt wird, ist vor diesem Hintergrund völlig unglaubwürdig. Das zeigt auch die Tatsache, dass die Turbine aus Kanada mittlerweile in Deutschland steht und Russland sich weigert, die Gasturbine anzunehmen.
Stattdessen hat Gazprom nun für Ende August 2022 erneut eine weitere dreitägige Unterbrechung (31. August bis 02. September) der Gaslieferung über die Gaspipeline Nord Stream 1 angekündigt. Angeblich wieder wegen Wartungsarbeiten an der einzig in Betrieb verbliebenen Gasturbine. Das russische Machtspiel geht damit in die nächste Runde.
© IWR, 2024
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