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Hitzewelle bedroht Kühlung: Atomkraftwerke in Frankreich brauchen Ausnahmeregelung

© ASN, Mickael Clemenceau© ASN, Mickael Clemenceau

Paris – Die Atomkraftwerksflotte für die Stromerzeugung jn Frankreich besteht eigentlich aus 56 Atomkraftwerken, doch die tatsächliche Einsatzfähigkeit französischer Kernkraftwerke ist auf unter 50 Prozent gesunken. Konkret bedeutet dies, dass seit längerer Zeit 29 französische Atomkraftwerke ausgefallen sind und derzeit keinen Strom produzieren. Die anrollende Hitzewelle in Frankreich führt zu zusätzlichen Problemen beim Betrieb einiger Atomkraftwerke.

Die Folgen für die französische Versorgungssicherheit durch den weitreichenden und flächendeckenden AKW-Ausfall sind schon jetzt unübersehbar: Seit Jahresbeginn 2022 fehlen mit Stand heute (15.07.2022) im Atomland Frankreich bisher schon rd. 30 Milliarden Kilowattstunden Atomstrom im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Statt den französischen Atomstrom zu exportieren, ist Frankreich auf den Import von Strom aus den Nachbarländern - vor allem aus Deutschland, Belgien, Großbritannien und Spanien - im großen Umfang angewiesen. Der französische Strommangel ist auch ein Grund für die steigenden Strompreise im Großhandel hierzulande.

Wegen der anrollenden Hitzewelle in Frankreich müssen jetzt auch noch Umweltvorschriften gelockert werden, damit der Weiterbetrieb von Atomkraftwerken möglich wird. Der staatlich dominierte Energieversorger EDF und der französische Übertragungsnetzbetreiber RTE haben eine Ausnahme von Umweltvorschriften für die Einleitung von AKW-Kühlwasser in die Gewässer beantragt. Die Behörde für nukleare Sicherheit (ASN) hat die Ausnahmeregelung für den Zeitraum bis zum 08. August 2022 erteilt. Das bedeutet, dass Atomkraftwerke Kühlwasser mit einer höheren Temperatur einleiten dürfen als zum Schutz von Flora und Fauna vorgeschrieben ist. Ein Sicherheitsrisiko der Anlagen ist damit nicht verbunden.

Betroffen von der Ausnahmeregelung sind die im Westen Frankreichs gelegenen Atomkraftwerke Golfech (Tarn-et-Garonne), nordwestlich von Touluse, Blayais (Gironde), nördlich von Bordeaux und Saint-Alban (Isère), südlich von Lyon.

Der Klimawandel führt in Europa in Zukunft zu häufigeren Hitzewellen und in der Folge auch zu höheren Gewässertemperaturen bzw. zu deutlich geringerer Wasserführung der Flüsse. Das bedroht in der Zukunft nicht nur die Stromerzeugung aus Wasserkraftanlagen, sondern auch den Betrieb von mit Kühlwasser betriebenen atomar- und fossil-thermischen Kraftwerken.

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15.07.2022