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Atomkraftwerke: Lindners roter Wasserstoff aus französischen Kernkraftwerken ist eine Luftnummer

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Münster - Bundesfinanzminister Christian Lindner hat in der Talkschow bei „Maybrit Illner“ erst kürzlich auch für den Import von "rotem" Wasserstoff aus französischen Atomkraftwerken plädiert. Während "grüner" Wasserstoff mit Strom aus erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarenergie erzeugt wird, werden beim "roten" Wasserstoff die Elektrolyseure mit Atomstrom betrieben.

Doch Lindners Vorschlag hat einen gewaltigen Haken: in Frankreich fehlt schon jetzt Atomstrom für die eigene Versorgungssicherheit, denn die meisten der 56 Atomkraftwerke stehen wegen technischer Probleme oder Wartung still und produzieren keinen Strom. Und das ändert sich so schnell auch nicht. Allein im ersten Halbjahr 2022 hat der staatlich dominierte französische Energieversorger EDF rd. 25 Milliarden (Mrd.) Kilowattstunden (kWh) weniger Atomstrom produziert als im Vorjahresvergleich, mit gravierenden Folgen: Strom muss aus den Nachbarländern importiert werden, u.a. aus Deutschland.

Gleichzeitig hat Frankreich teilweise Schwierigkeiten, ausreichend Strom nach Großbritannien und in die Schweiz zu liefern.

Aktuell produziert die gesamte französische Atomkraftwerksflotte nur mit einer Leistung von rd. 28.000 MW, das ist eine Auslastung von gerade einmal 44 Prozent. Das bedeutet umgekehrt: 56 Prozent der französischen AKW-Leistung steht still und ist nicht am Netz, mit gravierenden Auswirkungen auf die europäischen Strompreise. So weist Frankreich im Strom-Großhandel im gesamten Jahr 2022 Monat für Monat die höchsten Strompreise auf. Auch in Deutschland steigen wegen des Stromexports nach Frankreich die Strompreise.

"Frankreich muss erst einmal selber sehen, wie es angesichts der technischen Probleme bei den eigenen Atomkraftwerken den kommenden Winter ohne Strom-Blackout und industrielle Abschaltungen übersteht, da bleibt nichts für die Produktion von "rotem" Wasserstoff für Deutschland übrig", kommentiert IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch in Münster die aktuelle Lage und den Vorschlag von Finanzminister Christian Lindner.

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30.06.2022